Nachweislich effektiv?

Der Unterschied zwischen Wirksamkeits- und Anwenderstudie

Bevor Sie in ein neues Kosmetikprodukt investieren, wollen Sie sicher sein, dass es hält, was es verspricht? Dass etwa Falten wie angekündigt reduziert werden, die Hautfeuchtigkeit zunimmt oder sich die Elastizität der Haut in nur wenigen Tagen verbessert? Verständlich, die Katze im Sack kauft man eben ungern. Aus diesem Grund setzen Hersteller oft auf Studien zur Wirksamkeit des einzelnen Produktes. Doch was steckt eigentlich dahinter und was sind die Unterschiede im Studiendschungel?

Den Effekt wissenschaftlich nachweisen: die Wirksamkeitsstudie

Bevor ein neuer Wirkstoff für Kosmetika zugelassen wird, muss er sich einigen Prüfungen unterziehen. In sogenannten in-vitro-Tests, also Tests im Reagenzglas, wird dieser mit Hautzellen aus der Epidermis (der Oberhaut) oder der Subcutis (der Unterhaut), die vorab in Petrischalen kultiviert wurden, vermengt. Dadurch verändert sich der Stoffwechsel der einzelnen Zellen, der nach einiger Wirkzeit genau analysiert wird. Auf diese Weise können etwa die Menge und Art der jetzt vorhandenen Proteine bestimmt werden. Hat sich der Stoffwechsel durch die Zugabe tatsächlich positiv verändert, stellt man so zum Beispiel, je nach Wirkstoff und Ziel, eine vermehrte Produktion von Elastin und Kollagen (wie für Anti-Aging-Produkte gewünscht) fest oder die Verringerung der Konzentration an Entzündungsbotenstoffen (für eine Anti-Pullution-Wirkung).

Allergie

Der Vorteil an diesem Verfahren ist vor allem, dass die Wissenschaftler einen direkten Vergleich zwischen behandelten und unbehandelten Zellen ziehen können. Man weiß: So ist es in jedem Fall der Wirkstoff, der die jeweilige Veränderung verursacht hat und keine anderen Einflüsse. Trotzdem: Ein perfektes Ergebnis im Reagenzglas heißt nicht automatisch, dass die Wirkung auf der Haut genauso erfolgreich sein wird. Der Körper als Ganzes ist ja viel komplexer als eine einzelne Hautzelle. Es kann also etwa sein, dass ein anderer Botenstoff im Organismus den getesteten Wirkstoff reguliert und unwirksam macht. Genau deshalb ist es wichtig, nach bestandener in-vitro-Studie zu in-vivo-Tests, also einer Studie am lebenden Objekt, überzugehen.

Teil 2 der Wirksamkeitsstudie: Vom Reagenzglas auf die Haut

Reagenzgläser haben hier nichts mehr zu suchen, dafür wird der Wirkstoff nun aber in eine Creme, ein Serum oder eine ähnliche galenische Form eingearbeitet, bevor er über einen festgelegten Zeitraum (in der Regel zwischen vier und acht Wochen) auf der Haut der an der Studie teilnehmenden Probanden getestet wird. In regelmäßigen Abständen wird durch objektive, physikalische Messmethoden geprüft, wie sich die Haut unter der Anwendung verändert. Je nach Wirkaussage können damit unter anderem Faltentiefe, Pigmentierung, Hautfestigkeit, transepidermaler Wasserverlust (sagt aus, wie schnell die Haut an Feuchtigkeit verliert) oder Hauttrockenheit vor und nach der Behandlung bestimmt werden.

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Produkt anwenden, Effekte beobachten: die Anwenderstudie

Im Gegensatz zu physikalischen Messungen kommt es bei der Anwenderstudie darauf an, wie die Probanden selbst die Veränderung durch die Verwendung des Produkts wahrnehmen. Dafür bekommen sie die Creme und eine Anwendungsbeschreibung mit nach Hause und benutzen sie dort so, wie sie es auch mit Kosmetika aus dem Handel tun würden. Nur führen sie währenddessen eine Art Tagebuch – bewerten Parameter wie Verträglichkeit, Anwendung, Galenik und Ergebnis anhand eines vorgefertigten Fragebogens. Diese werden nach der vorgegebenen Testzeit ausgewertet und verglichen. Natürlich ist diese Bewertung sehr subjektiv, denn minimalste Veränderungen werden hier nicht gemessen. Mit bloßem Auge sind diese nicht feststellbar, was zu einem deutlich kritischeren Ergebnis führt.

Frau im Bad
Fazit: Worauf Sie achten sollten

Kosmetische Endprodukte müssen – anders als die Wirkstoffe selbst oder gar Medikamente – keine Studie vorweisen, um verkauft werden zu dürfen. Auch wenn ein Wirkstoff als wirkungsvoll eingestuft wurde, hängt seine Funktion natürlich von der Konzentration und Kombination mit weiteren Inhaltsstoffen im fertig gemischten Produkt ab. Fest steht: Auch wenn Studien für ein Produkt durchgeführt wurden lässt sich daraus nicht ableiten, dass Wirkungen immer und bei jedem eintreten. Jede Haut ist wie jeder Mensch unterschiedlich und kann unterschiedlich reagieren. Studien können aber Anhaltspunkte bieten und zeigen zumindest, dass bestimmte Wirkungen möglich sind.